Startbeitrag von Rüdiger Schäfer am 15.12.2013 10:08
ACD-Adventskalender 2013 - Türchen 15
Als Mitarbeiter der Pharma-Industrie beschäftige ich mich häufig mit medizinischen Fragen, lese Studien und habe Zugriff auf aktuelle Forschungsergebnisse. Zu einem meiner Lieblingsthemen ist dabei in den letzten Jahren der Placeboeffekt geworden, von dessen einfachster Ausprägung sicher jeder schon einmal gehört hat.
Wenn man die Wirkung eines Arzneimittels testen will, ist eine placebokontrollierte klinische Studie die beste und sicherste Methode. Man teilt die Patienten dabei in zwei Gruppen ein, von denen die eine das Medikament, die andere dagegen eine Scheinarznei bekommt, die zwar genauso aussieht wie das Original, aber keinen Wirkstoff enthält. Im Idealfall wissen weder Patient noch Arzt, wer was einnimmt (Doppelblindstudie), was die Ergebnisse zusätzlich absichert.
Regelmäßig kommt es auch bei den Placebo-Patienten zu signifikanten, sprich messbaren Verbesserungen im Gesundheitszustand. Allein der Glaube, ein wirksames Medikament zu schlucken, aktiviert die körpereigenen Selbstheilungskräfte – der klassische Placeboeffekt.
Die Placeboforschung hat sich in den letzten Jahren massiv intensiviert und wird inzwischen sogar bewusst als Faktor eines Therapieerfolgs bewertet. So haben neuste Untersuchungen ergeben, dass die Scheinmedikamente selbst dann wirken, wenn der Arzt den Betroffenen sagt, dass er lediglich mit Platzpatronen schießt. Ted Kaptchuk von der Harvard Medical School in Boston zum Beispiel, bewies das mit Patienten, die an einem üblen Reizdarmsyndrom litten. Die eine Hälfte bekam keine Behandlung, die andere Hälfte erhielt Placebokapseln, die der Mediziner offen als bloße Zuckerpillen beschrieb, die keinerlei pharmazeutische Wirkstoffe enthielten. Zusätzlich beschriftete er die Tablettenpackungen mit dem Wort "Placebo".
Nach Ablauf der Testphase von drei Wochen hatte sich bei weit mehr als der Hälfte der Testpersonen, die das Placebo erhielten, die Gesundheit messbar verbessert. Bei ihren bedauernswerten unbehandelten Mitleidenden war dies nur bei einem knappen Drittel der Fall.
"Unser Ergebnis deutet an, dass nicht nur positives Denken, sondern auch die schlichte Durchführung eines medizinischen Rituals den Patienten helfen kann", kommentierte Kaptchuk seinen Überraschungserfolg, der die Medizin revolutionieren könnte.
Übrigens: Neben dem Placeboeffekt gibt es auch den Noceboeffekt, der die negativen Auswirkungen (Nebenwirkungen) einer nicht gegebenen Arznei bezeichnet. Hier entwickeln Patienten zusätzliche Beschwerden (Kopfschmerzen, Durchfall etc.), obwohl sie lediglich harmlose Zuckerpillen einnehmen.
Als Mitarbeiter der Pharma-Industrie beschäftige ich mich häufig mit medizinischen Fragen, lese Studien und habe Zugriff auf aktuelle Forschungsergebnisse. Zu einem meiner Lieblingsthemen ist dabei in den letzten Jahren der Placeboeffekt geworden, von dessen einfachster Ausprägung sicher jeder schon einmal gehört hat.
Wenn man die Wirkung eines Arzneimittels testen will, ist eine placebokontrollierte klinische Studie die beste und sicherste Methode. Man teilt die Patienten dabei in zwei Gruppen ein, von denen die eine das Medikament, die andere dagegen eine Scheinarznei bekommt, die zwar genauso aussieht wie das Original, aber keinen Wirkstoff enthält. Im Idealfall wissen weder Patient noch Arzt, wer was einnimmt (Doppelblindstudie), was die Ergebnisse zusätzlich absichert.
Regelmäßig kommt es auch bei den Placebo-Patienten zu signifikanten, sprich messbaren Verbesserungen im Gesundheitszustand. Allein der Glaube, ein wirksames Medikament zu schlucken, aktiviert die körpereigenen Selbstheilungskräfte – der klassische Placeboeffekt.
Die Placeboforschung hat sich in den letzten Jahren massiv intensiviert und wird inzwischen sogar bewusst als Faktor eines Therapieerfolgs bewertet. So haben neuste Untersuchungen ergeben, dass die Scheinmedikamente selbst dann wirken, wenn der Arzt den Betroffenen sagt, dass er lediglich mit Platzpatronen schießt. Ted Kaptchuk von der Harvard Medical School in Boston zum Beispiel, bewies das mit Patienten, die an einem üblen Reizdarmsyndrom litten. Die eine Hälfte bekam keine Behandlung, die andere Hälfte erhielt Placebokapseln, die der Mediziner offen als bloße Zuckerpillen beschrieb, die keinerlei pharmazeutische Wirkstoffe enthielten. Zusätzlich beschriftete er die Tablettenpackungen mit dem Wort "Placebo".
Nach Ablauf der Testphase von drei Wochen hatte sich bei weit mehr als der Hälfte der Testpersonen, die das Placebo erhielten, die Gesundheit messbar verbessert. Bei ihren bedauernswerten unbehandelten Mitleidenden war dies nur bei einem knappen Drittel der Fall.
"Unser Ergebnis deutet an, dass nicht nur positives Denken, sondern auch die schlichte Durchführung eines medizinischen Rituals den Patienten helfen kann", kommentierte Kaptchuk seinen Überraschungserfolg, der die Medizin revolutionieren könnte.
Übrigens: Neben dem Placeboeffekt gibt es auch den Noceboeffekt, der die negativen Auswirkungen (Nebenwirkungen) einer nicht gegebenen Arznei bezeichnet. Hier entwickeln Patienten zusätzliche Beschwerden (Kopfschmerzen, Durchfall etc.), obwohl sie lediglich harmlose Zuckerpillen einnehmen.
Antworten:
von Grübel€urt - am 15.12.2013 11:56
von redaxa - am 16.12.2013 05:20
von Rüdiger Schäfer - am 16.12.2013 07:09
von redaxa - am 17.12.2013 05:05