Startbeitrag von Betty Bossi am 12.06.2003 13:45
Heute in einem Jahr beginnt in Portugal die EM -
Organisatoren liegen hinter Zeitplan zurück
von Michael Witt und Lars Gartenschläger
Lissabon/Berlin - Mit Verspätungen kennt sich Martin Kallen aus. Der 40 Jahre alte Schweizer begann seine berufliche Karriere als Stationsvorsteher bei der Bahn in Bern. In seiner aktuellen Mission ist Kallen Cheforganisator der Europameisterschaft in Portugal (12. Juni bis 4. Juli 2004), die heute in einem Jahr mit dem Eröffnungsspiel in Porto beginnt. Nicht weniger als ein "unvergessliches Fußballfest" verspricht Kallen und beweist damit entweder großen Optimismus oder beachtlichen Humor. Denn bisher war allenfalls das Chaos in der Vorbereitung bemerkenswert.
Die zehn Stadien, in denen gespielt werden soll (Lissabon/2, Porto/2, Aveiro, Leiria, Braga, Guimaraes, Coimbra und Faro/Loulé), sind noch Rohbauten, die Arbeiten liegen zwei Monate hinter dem Zeitplan zurück. Eigentlich sollten alle Arenen bis zum 30. September fertig sein, doch Kallen sagt, man sei "jetzt wieder im Soll". Schließlich war man schon sieben bis acht Monate im Verzug, im März 2002 drohte Lennart Johansson, Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA), den Portugiesen daher, ihnen die EM wegzunehmen. Der Hintergrund: Nachdem die Südeuropäer 1999 den Zuschlag bekommen hatten, war schnell klar, dass die sozialistische Regierung etwas zu vollmundig acht Neubauten und zwei Ausbauten zugesagt hatte. Die Kosten explodierten, sollen auf 800 Millionen Euro statt der erwarteten 550 Millionen gestiegen sein. Die EM wurde sogar Wahlkampfthema. Anfang 2002 kamen mit konservativer Unterstützung die Sozialdemokraten an die Macht und weigerten sich erst mal, die Versprechen der Vorgänger zu erfüllen. Es drohte erneut ein Chaos wie bei der Junioren-WM 1991, als am Stadion von Braga am Vormittag noch gearbeitet und am Nachmittag dann gespielt wurde. Oder wie bei der Handball-WM im Februar, als in halbfertigen Hallen gespielt wurde.
Auch nach Johanssons Drohung wurden die Arbeiten eher schleppend voran getrieben, obwohl die UEFA mit im Boot sitzt: Erstmals wird die EM durch eine Aktiengesellschaft als Joint Venture von Ausrichter und Kontinentalverband organisiert. Kallen ist im Auftrag der UEFA seit einem Jahr vor Ort und als Chef des Organisationskomitees mit dem portugiesischen Turnierdirektor Antonio Laranjo gleichrangig. Im leitenden Board sitzen vier UEFA-Exekutivmitglieder und drei Portugiesen. Eine Rückversicherung der UEFA, die Südeuropäer aber waren gekränkt.
Nur langsam wurde das Misstrauen abgebaut und erst seit wenigen Monaten haben die Vorbereitungen Dynamik bekommen. Im März unterschrieben Stadionbetreiber, Kommunen und der Staat die Verpflichtung, die Arenen in Schuss zu bringen; Studien, die vor vier Wochen veröffentlicht wurden, prognostizieren einen wirtschaftlichen Schub von 796 Millionen Euro durch die EM, und euphorisiert durch den UEFA-Cup-Sieg des FC Porto garantierte die Regierung endgültig, 25 Prozent der Baukosten zu übernehmen. Auch die Ticket-Reservierungen, die seit Mitte Mai möglich sind, haben die Erwartungen übertroffen, und als Stadioninspektor Ernie Walker kürzlich lobte, die "portugiesischen Spieler werden es schwer haben, die Qualität der Arenen zu übertreffen", war das wie ein Ritterschlag.
Probleme gibt es dennoch genug. Der Ausbau der Flughäfen wird bis zur EM nicht beendet sein, wenn drei Millionen Besucher kommen. Und in den Stadien in der Provinz gibt es keine Sicherheitsdienste, schon gar keine Erfahrung mit Hooligans. Kallen ist daher bei aller Euphorie vorsichtig mit Superlativen. "Es wird schwer", sagt er, "so ein perfekt organisiertes Turnier wie die WM 2002 in Asien zu toppen."
Artikel erschienen am 12. Jun 2003 WELT.de
Antworten:
nicht zu vergleichen mit den asiaten, am montag chef? nein ich mache es lieber am sonntag, dann hast du es bereits am montag früh
das wird sehr wohl funktionieren am schluss irgendwie...
von Don Daniel - am 12.06.2003 14:20
Vor der WM in Mexiko war es ähnlich.
Dann staunte die "halbe" Welt über dieses Super-Stadion. Das war eine WM der Sonderklasse ... Unvergesslich ... In diesem Stadion wurde die "Welle geboren".
Schon verdammt lang her .... Es war eine WM mit vielen Emotionen und eben ... Maradona ...
Ach ja, auch Deutschland war dabei ... :-)
von Betty Bossi - am 12.06.2003 14:46
von Captain Sky - am 12.06.2003 15:24
Das war Hitze pur. Und Mexiko liegt bekanntlich nicht nur auf 277 Meereshöhe, wie Basel.
Es war vermutlich die "brutalste" WM für alle Kicker.
Nur wer wirklich dabei war, kann das beurteilen. Auch als "Zuschauer". Ich war glücklich, dass ich nach 3 Tagen abreisen "durfte". Aber es bleibt in "spezieller" Erinnerung.
von Betty Bossi - am 12.06.2003 15:40
von Captain Sky - am 12.06.2003 15:43
Das Allerschlimmste waren die Staus und Smok in einer der grössten Stadt der Welt. Flieg mal hin. Ein sehr tolles Land mit lieben Menschen. Ist ja "nur" in Mittel-Amerika ...
Habe einen Kumpel in Mexiko. Wenn Du Interesse hast, so schreibe mich privat an.
von Betty Bossi - am 12.06.2003 16:03
von Captain Sky - am 12.06.2003 16:39
Er ist übrigens ein CH. Lebt seit 20 Jahren dort. Alles vom Feinsten.
Nach Chile habe ich auch gute Kontakte.
Ich mache hier sicher nicht ein Reisebüro auf ...
von Betty Bossi - am 12.06.2003 16:48